beta-version
(europe – 13:47 – unknown)
für Holzbläserquartett und live-Elektronik
Auszüge (gespielt von Ensemble Corrélatif)
Uraufführung am 14.09.2014 im Rahmen des 17. Europäischen Klassikfestivals.
„beta-version“ steht für einen noch nicht fertigen Zustand, für eine Entwicklung, für ein Testen – von Europa, der Idee einer europäischen Demokratie. „beta-version“ ist aber auch eine Zustandsbeschreibung des Entstehungsprozesses dieses Stückes: über einen langen Zeitraum habe ich zusammen mit dem Ensemble Corrélatif immer wieder getestet, geprobt, verworfen, neue Wege gesucht. Das Stück entstand durch unzählige Testversionen und ist immer noch ein inszeniertes Unfertiges.
Europa, das Stück selbst, die Pest von 1347 als Form bildendes Element (gesellschaftlich für das Europa in den Jahrhunderten nach dem Schwarzen Tod und kompositorisch für dieses Stück), unknown: ich auf der Suche, Ungewissheit, neue Wege.
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Besetzung:
Flöte, Pikkoloflöte
Oboe, Englisch Horn
B-Klarinette, Es-Klarinette, Bass-Klarinette
Fagott
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Dauer:
Das Stück dauert 13:47.
Ob die „13“ für Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Jahre oder etwas ganz anderes steht, bleibt den Interpreten überlassen.
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Elektronik:
- 4 Lautsprecher
- 4 Kontaktmikrofone, die so an die Instrumente angebracht werden sollen, dass auch die klappernden Nebengeräusche der Instrumente übertragen werden.
- 1 Laptop
- 1 Audio-Interface mit 4 inputs und 4 outputs
- 1 Fußschalter
Das Computerprogramm für dieses Stück (geschrieben in Max/MSP) beinhaltet einerseits Echtzeit-Audioverarbeitung der Mikrofon-Inputs, andererseits Verarbeitungen von Klangmaterial aus dem Entstehungsprozess von beta-version (wie z.B. Aufnahmen der Autofahrten zu den Proben oder Proben-Mitschnitte mit dem Ensemble Corrélatif).
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Aufbau:
Ein Spieler wird bestimmt, um den Fußschalter zu bedienen. Bei ihm steht auch der Laptop und das Audio-Interface. Die Lautsprecher-Ausgänge werden den jeweiligen Mikrofon-Eingängen zugeordnet, hat z.B. die Flöte Mikrofon-Input 1, steht bei der Position des Spielers auch der Lautsprecher, der mit Output 1 verbunden ist.
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Ende:
Auf Seite 40 gehen Musiker in die Mitte. Das kann ein beliebiger Ort vor, hinter oder mitten im Publikum sein. Wichtig ist, dass das Ensemble sehr dicht beieinander steht, einen intimen Kreis bildet, der das Publikum ausschließt. Jeder Musiker spielt sein eigenes Tempo, gerne mit Schwankungen.
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Leerseiten:
In den Spielpartituren sind einzelne Leerseiten (sog. Witterungsbilder) enthalten. Sind sie nicht vorhanden, siehe nächste Seite. In jeder Stimme sind sie an unterschiedlichen Stellen in unterschiedlicher Anzahl. Das Blättern ist Bestandteil der Musik. Dazu wird zum Blättern (nur an Stellen mit Witterungsbildern) das Kontaktmikrofon vom Instrument weggenommen und an den Notenständer/die Noten (möglichst mit Papierkontakt) geklemmt. Sobald der Spieler wieder eine Seite mit Noten aufschlägt, klemmt er das Mikrofon wieder an das Instrument. Alle dabei entstehenden Geräusche sind erwünscht. Diese Blättervorgänge verzögern den Spieleinsatz des blätternden Spielers. Die anderen Spieler warten nicht auf ihn. Das Zeichen des Dias (in der rechten unteren Ecke mancher Seiten) beendet den Blätter- und Spielvorgang. Erst das Dia-Geräusch beginnt das neue Segment/Bild. Während des Dia-Geräusches kann zur nächsten Seite geblättert werden, um sofort wieder einsatzbereit zu sein; dieses Blättern ist aber „unhörbar“, die Mikrofone sind dabei deaktiviert.
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Witterungsbilder:
Sollten die Witterungsbilder nicht vorhanden sein, dann sind sie nach folgenden Anweisungen herzustellen und in die Spielpartituren einzuordnen.
Material:
92 weiße Blätter
15-20 Schwarzteebeutel
Badewanne mit heißem Wasser
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Herstellung:
Man füllt eine Badewanne mit heißem Wasser und legt 15-20 Schwarzteebeutel hinein. Wenn sich das Wasser braun gefärbt hat, nimmt man einige der weißen Blätter und legt sie einzeln nebeneinander in das Wasser. Man wartet einige Minuten/Stunden, ganz nach Belieben, bis der Tee die Blätter verfärbt. Dann die Blätter vorsichtig aus dem Wasser nehmen und trocknen lassen. Das macht man mit etwa der Hälfte der weißen Blätter.
Die andere Hälfte der Blätter verteilt man im Freien, auf Wiesen, in Teichen, auf Hausdächern, in Beeten, in Pfützen usw. und lässt auch diese dort mehrere Stunden liegen. Besonders ergiebig sind Regentage!
Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt; die Bilder müssen fleckig und wellig sein.